Wie Pia bereits berichtet hat, haben wir uns eine Heimkinoanlage von Targa (über Lidl) zugelegt. Um genau zu sein ist dies schon unser zweiter Versuch, aber das erste Gerät war grausig und wird ab jetzt verschwiegen, außerdem war das vor unserem persönlichen Blogzeitalter…
Wenn man nach so einem Gerät in einschlägigen Foren sucht oder bei Kollegen fragt, erhält man meist nur Hinweise darauf, dass all diese Geräte kompletter Müll sind und man solle sich dies, das, jenes und solches kaufen, damit wäre man besser beraten. Aber was diese Leute immer vergessen: man muss auch betrachten, wie der Ausgangszustand ist. Derzeit gucken wir die Filme auf einer PlayStation 2 und der Ton kommt aus den kleinen Quäken am Fernseher (immerhin Stereo). Die PlayStation ist dabei sogar noch ein recht erträglicher DVD-Player, aber sie kann halt kein Radio, Musik-CDs sind sehr umständlich und MP3-CDs oder gar DivX-Filmen kann man komplett vergessen. Der Ton über die (manchmal leicht scheppernden) Fernseherlautsprecher ist wahrlich nicht die Offenbarung, aber unsere Musikanlage ist defekt und die Heimkinoanlage sollte eben alles dies ersetzen. In der Theorie sieht das auch sehr gut aus, aber kommen wir nun zum:
Testbericht Targa HC-5100x
Die Featureliste und den Preis kann man dem obigen Link entnehmen. Beim Auspacken gab es soweit keine Überraschungen, der Lieferumfang ist in Ordnung und die Kabel lang genug, wenn auch sehr umständlich aufgewickelt. Nachdem alles aufgebaut und angeschlossen war, schaltete ich das Gerät in freudiger Erwartung ein. Sofort fiel auf, dass keine nervigen Störgeräusche entstehen, höchstens mal ein wirklich leiser Knackser beim Ein- oder Aussschalten. Zum ersten Testen empfahl sich die mitgelieferte Test-DVD, die wir auch prompt ein wenig durchlaufen ließen. Nichts falsch gemacht beim Probeaufstellen, also konnte es losgehen. Leider funktionierte der Anschluss über S-VHS an unserem Fernseher nicht, aber das liegt wohl nicht an der Targa-Anlage.
Als ersten Praxistest habe ich Herr Der Ringe, Teil 2 eingeworfen – eine der schönsten Introsequenzen, die ich kenne. Das war schwer beeindruckend, ein satter Bass, ein klarer Klang von allen Seiten, eben Heimkino. Das Bild war soweit in Ordnung, ein wenig farbarm und unsaubere Kanten, aber das liegt am FBAS-Anschluss. Über S-VHS wäre es wohl wesentlich besser, wenn schon das noch bessere RGB mangels SCART-Anschluss nicht möglich ist. Immerhin war das Bild besser, als wenn ich die PS2 über FBAS zum Filmgucken verwenden würde, aber dort nehme ich eben RGB. Die (Fern-)Bedienung ist weitgehend OK, aber das Vor- und zurückspulen ist sehr dämlich gelöst.
Der nächste Laborversuch bestand aus Musik-CDs, die problemlos abgespielt wurden. Das Laufwerksgeräusch war hierbei ein wenig lauter (ein Sirren), aber da das Gerät bei uns sowieso in einer Vitrine hinter Glas gesperrt wird, stört das nicht sehr. Der Klang war natürlich wieder gut, aber es war nicht möglich, die hinteren Surround-Lautsprecher miteinzubeziehen, schade. Ein kurzes Reinhören in den Radioempfang klappte gut, aber es war irgendwie nicht möglich, mit der Fernbedienung die Sender zu programmieren. Das muss man am Gerät selber machen und dann in Presets speichern, die man über die Fernbedienung ansteuern kann – etwas bekloppt, aber verschmerzbar. Leider kann man auch kaum etwas einstellen, beispielsweise das Klangbild ist komplett unveränderlich, man kann nur zwischen einigen völlig nutzlosen Hall-Effekten wählen.
Weiter ging es mit Videospielen – schließlich soll das neue Gerät die PlayStation 2 zwar bei Filmen ersetzen, aber bei Spielen ergänzen. Seit 2003 unterstützen immer mehr Spiele Dolby Surround Pro Logic II, das ist ein Verfahren zum Kodieren von Surroundsignalen über einen gewöhnlichen Stereo-Anschluss. Ich war ja ein wenig skeptisch, wie gut das funktioniert, aber das hat sich beim Ausprobieren schnell erledigt. Soul Calibur 2 wurde eingelegt, das hat sogar einen kleinen Lautsprechertest, der schön die relativ klare Trennung der Kanäle demonstriert. Das Spiel selber kriegt eine neue Dimension des Mittendrin-Gefühls, wenn denn zum Beispiel mal von hinten ein Donnergrollen vernehmbar ist – wunderbar. Seltsam war hierbei nur, dass das Laufwerksgeräusch erst dann verstummen wollte, als ich die CD aus dem letzten Test entfernte.
Anschließend habe ich mich ein wenig mehr mit der Hauptfunktion DVD-Video beschäftigt. Bei der Matrix ist mir zum ersten mal ein Ruckler aufgefallen, als Trinity sich in die Lüfte erhebt, um dem ersten Polizisten ihre Schuhsohle zu zeigen. Huch! Naja, war wohl hoffentlich ein Einzelfall, testweise mal zurückspulen, die DVD ist so unzerkratzt und sauber wie am ersten Tag. Hmmm… an genau der selben Stelle genau der selbe Ruckler – mal weiter beobachten. Und tatsächlich, im Laufe der ersten halben Stunde dieses Films habe ich noch viele weitere Ruckler erlebt, so etwa im Abstand von ein bis zwei Minuten. Und es passiert nicht einmal nur bei schnellen Szenen, sondern auch mal bei ruhigem Dialog. Der Sound bleibt davon unberührt, aber das Filmerlebnis wird stark beeinträchtigt. Bei den anderen Filmen, die ich noch damit geguckt habe, trat das Problem etwas häufiger (Fluch der Karibik) oder seltener (Daredevil) auf, war aber nie ganz verschwunden. Irgendwie löst man sich davon, den Film zu genießen und wartet gespannt, an welcher Stelle nun der nächste Ruckler auftritt… Ich habe versucht, mich daran zu gewöhnen, aber das hat nicht geklappt.
Als letztes habe ich noch sehr kurz versucht, zwei Daten-DVDs mit DivX-Filmen einzulegen. Die Scheiben wurden korrekt angezeigt, aber als ich einen Titel anwählte, blieb es stets einen Sekundenbruchteil nach dem Start hängen. Vorspulen war möglich, dann konnte man auch die Bilder sehen, aber wenn man dann auf Play drückt, steht es wieder. Die Scheiben haben aber schon in einem anderen DivX-fähigen DVD-Player funktioniert. Aber für ein abschließendes Urteil dieser Funktion war der Test zu kurz.
Positiv
- Kein Rauschen, kein Brummen
- Schönes Klangbild, besonders die Tiefen sind sauber und kräftig
- Lieferumfang
- Gute Verarbeitung
Negativ
- Gelegentliches Ruckeln bei DVDs!
- Kein echter Scartanschluss, somit kein RGB-Signal
- Spielt anscheinend DivX-Filme nicht ab
- Sehr wenige Einstellmöglichkeiten
- Teilweise umständliche Bedienung
Fazit: leider nicht empfehlenswert, ich habe das Ding heute Morgen zurückgebracht. Wenn das mit dem Ruckeln nicht gewesen wäre, hätte ich mich mit dem Rest abgefunden. Aber der nächste (hoffentlich letzte) Versuch ist bereits bestellt…
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