Splitfish hat gehört

Vor einer Weile wurde ich von einer E-Mail der deutschen Vertretung von Splitfish (Cyberhaven) überrascht. Offensichtlich wurde meine Vorschau auf den spezielle PlayStation-Maus-Controller gelesen und mein abschließender Aufruf erhöhrt. Ich sollte nämlich ein Testexemplar erhalten, und das ist auch eine Weile später geschehen. Es hatte sogar noch Begleitung, dazu folgt in nächster Zeit ein eigener Beitrag. Und nun, wie versprochen, wenn auch spät, kommt mein…

Testbericht Splitfish edgeFX

Beim Auspacken ist mir gleich aufgefallen, dass das Äußere leider nicht ganz so edel ausfällt wie in der Design-Studie, die man im Netz sehen konnte, aber immer noch schick und griffig. Das Steuerkreuz ist nun doch nicht genau so wie beim originalen DualShock – aber das ist bei keinem Dritthersteller so, offenbar hat Sony darauf ein Patent – immerhin ist es sinnvollerweise in Form eines Plus und keine ungenaue runde Wabbelscheibe. Sinnvoll ist auch die endgültige Anordnung der Symbol-Knöpfe an der linken Seite der Maus – diese sind nun wie beim DualShock im Viereck angeordnet, nicht mehr in einer Reihe wie ursprünglich angedacht. Alles ist gut erreichbar und liegt prima in der Hand.

edgeFX

Was? Wie? Planet schreibt diesmal keinen seitenlangen Monsterbeitrag? Doch, doch, keine Panik! Wie es weiter geht, und ob ich nach dem Anschließen an die PS2 immer noch glücklich war, erfahrt ihn nach einem kleinen Klick… :D

Zumindest bei meinem Exemplar gab es jedoch einen kleinen Verarbeitungsfehler: wenn der Analogstick ganz nach vorne gedrückt wurde, schabte er leicht auf dem Gehäuse, was beim Spielen aber nicht allzu sehr genervt hat. Von Anfang an etwas störend war jedoch: es ist nicht einfach, den Controller so komplett einfach beiseite zu legen. Zwar gibt es für die linke Hälfte den festen “Rastplatz”, aber man kann es dort nicht einrasten und es sitzt nur fest, wenn man es auch in der Hand hält. Noch wesentlich einfacher rutscht aber die Maus von ihrem glatten Untergrund, weil es für sie überhaupt keine Ruheposition gibt. Dazu noch logischerweise das Mehr an Kabeln – man muss ein wenig aufpassen, wie und wo man das Teil hinlegt.

Funktionsprinzip

Ich habe lange gerätselt, wie das ganze System denn nun wirklich funktioniert. Nach ein paar Stunden Experimentieren war es dann klar: es ist simpler als ursprünglich gedacht. Bewegt man die Maus in eine Richtung, wird der simulierte rechte Analogstick zig mal pro Sekunde in die selbe Richtung bewegt und wieder losgelassen – es sei denn, man bewegt die Maus sehr schnell und/oder hat sehr hohe Sensitivität, dann bleibt der gedachte Analogstick auch mal “gedrückt”. Stoppt die Maus, so bewegt sich auch augenblicklich nichts. Das klingt im ersten Moment völlig in Ordnung, wirft aber in der Praxis Probleme auf, dazu gleich mehr im nächsten Kapitel.

Sehr angenehm war natürlich die Laufsteuerung mit dem verbliebenen linken Analogstick. Solche feinen analogen Bewegungen kann man mit keiner PC-Tastatur machen, da sollten sich die Hard- und Softwarehersteller mal ne Scheibe von abschneiden! Auch die gute Erreichbarkeit der vielen Knöpfe war sehr nett – im Gegensatz zur Padsteuerung muss man ja nicht zwischen rechtem Analogstick und den Symbolknöpfen umgreifen, sondern hat beides gleichzeitig in der Hand. Mit einer gewissen Eingewöhnungszeit ging so manche Funktion (z.B. Waffenwechsel) flotter von der Hand. Deutlich unspektakulärer als erwartet hat sich dann die Rumble-Funktion der Maus herausgestellt – diese hat dann doch eher nur gestört (obwohl ich Rumble ansonsten sehr gerne mag) und wurde durch eine einfache Tastenkombination schnell abgeschaltet.

Negative Mausbeschleunigung

Das werden jetzt wahrscheinlich nur die echten Hardcore-Gamer vollständig verstehen. Aber ich versuche mal, es für Normalsterbliche verständlich zu formulieren. Dazu muss ich jedoch erst mal ein wenig ausholen und vom edgeFX abschweifen: wenn man beim PC die Maus konfiguriert, kann man eine sogenannte Mausbeschleunigung einstellen, die ist sogar standardmäßig aktiviert. Ich kann nur wirklich jedem wärmstens ans Herz legen: schaltet die Mausbeschleunigung ab! So schnell wie möglich! Sie versaut einem das komplette Mausgefühl, insbesondere, aber nicht ausschließlich, für Spiele.

Bei direkter, unbeschleunigter Einstellung wird die Bewegung der Hand 1:1 auf den Bildschirm übertragen. Dabei ist es völlig unerheblich, wie schnell das passiert. Der Effekt bei häufiger Benutzung: man bewegt irgendwann die Maus auch ohne Hand-Auge-Koordination präzise, völlig intuitiv! Die Hand “weiß” wie weit sie sich bewegen muss, um das gedachte Ziel zu erreichen.

Mit Beschleunigung kommt es immer darauf an, wie schnell die Hand die Strecke zurückgelegt hat – je schneller, desto weiter – und das lässt sich nahezu unmöglich 100% exakt reproduzieren. Somit muss das Auge immer auf den Mauszeiger (oder die Blickrichtung im Spiel) achten und wesentlich öfter als ohne Beschleunigung muss nachkorrigiert werden. Dabei geht wertvolle Konzentrationskraft flöten, die bei einem Spiel sehr leicht den Unterschied zwischen Gewinnen und Verlieren ausmachen kann, und man trifft wesentlich seltener mit der ersten Blitzreaktion auch den Gegner. Nicht umsonst ist zum Beispiel in aktuellen Logitech-Maustreibern die Option “Mausbeschleunigung in Spielen deaktivieren” standardmäßig eingeschaltet – ich empfehle aber wie gesagt die völlige Deaktivierung dieser Katastrophenfunktion.

Kommen wir nun zurück zu edgeFX: durch die verzögerungsfreie Umsetzung der Mausbewegung in Analogstick-Signale tritt eine umgekehrte Mausbeschleunigung in Kraft. Das bedeutet, je schneller man die Strecke zurücklegt, desto kürzer ist die Bewegung auf dem Bildschirm! Logisch, denn man kann den Analogstick auch bei maximaler Sensitivität nur bis zu einem gewissen Punkt bewegen, und diesen kann auch edgeFX nicht überschreiten. Eine 1:1-Umsetzung ist hier einfach nicht machbar. Man kann zwar feinere Bewegungen ausführen, als es mit dem kleinen Analogstick möglich war, jedoch entwickelt man niemals ein echtes Gefühl für die Steuerung, wie es auf dem PC möglich ist. Es ist sogar leider noch wesentlich schwammiger als auf PCs mit Mausbeschleunigung! :(

Eignung Egoshooter

Es wird schnell klar, dies ist das Genre, für das der Controller gemacht wurde. Mit laufender Spielzeit hat man mehr und mehr das Gefühl, die Steuerung etwas besser in den Griff zu kriegen. Aber so richtig überspringen will der Funke dann aus oben genannten Gründen nie. Man fummelt ständig an der Präzision im Spiel und am Kontroller herum und findet doch nie das Optimum. Auch die “Snipertaste” zum vorrübergehenden heruntersetzen der Präzision hilft leider nicht so sehr wie erhofft. Das Feeling war bei beiden getesteten Spielen (Area 51 und die Demoversion von Black) ähnlich.

Es mag jedoch Konsolenspieler geben, die nie so richtig auf dem PC in Egoshooter vertieft waren, und die mit edgeFX eine Verbesserung der Steuerung erhalten. Doch wer erst einmal so richtig weiß, wie gut es funktionieren kann, der kann nicht mehr “zurück”. Zum Vergleich habe ich die gleichen Spielszenen anschließend nochmal mit einem DualShock gespielt, und tatsächlich, ich hatte noch weniger das Gefühl, das Geschehen unter Kontrolle zu haben. Es ist also wirklich eine Aufwertung zu spüren.

Eine kurze Partie Half-Life 2 auf dem PC hat dann aber alle Zweifel, ob ich mich vielleicht in diese Sache zu sehr hineinsteigere, beiseite gefegt. Diese intuitiven Bewegungen, die Präzision und Geschwindigkeit des Zielens – all dies wird mit edgeFX auf der PS2 niemals möglich sein, auch nicht nach langer Gewöhnung.

Eignung Actionspiele

Auf den ersten Blick schien der Controller für einige der getesteten Actionspiele bestens zu funktionieren. Doch Actionspiele verlangen nicht so eine Zielgenauigkeit wie Egoshooter und arbeiten eigentlich immer mit einer Art automatischer Zielhilfe – die sich beim edgeFX sehr oft als Pferdefuß erwies. So kann man sich z.B. bei 24 – The Game und Second Sight wunderbar umgucken und das Gefühl, dabei eine Maus in der Hand zu haben, ist klasse. Visiert man jedoch einen Gegner an, so zentriert sich der Zielpunkt immer wieder in der Mitte des Körpers. Bewegt man nun die Maus, um auf den Kopf zu zielen, was eigene Lebensenergie und Munition spart, so springt das Ziel hektisch zwischen anvisierter Richtung und Mittelpunkt hin und her und Präzisionsschüsse geraten zum Glücksspiel. Bei 24 ist es auch sehr schwierig, den anvisierten Gegner zu wechseln, weil das eine ruckartige Bewegung des rechten Analogsticks in eine ganz bestimmte Richtung erfordert – das klappt auch mit DualShock nicht immer – mit edgeFX muss man die Maus richtig schnell herumreißen und es funktioniert trotzdem nur noch selten.

Überraschend gut war die Steuerung bei The Thing und Resident Evil: Dead Aim, wenn auch mit ähnlichen Einschränkungen wie bei Egoshootern in Sachen Präzisionsschüsse. Hierbei nervte aber auch permanent, dass man ständig die Maus anheben und wieder in die Mitte des Mauspads zurücksetzen musste, weil man durch die negative Mausbeschleunigung extrem oft an den Rand der Fläche gerät. Bei diesen Spielen muss man sich sehr viel drehen, um alles abzusuchen.

Leider kann die Maus ausschließlich die Funktion des rechten Sticks übernehmen – etliche Spiele wie z.B. Rez, welche ausschließlich mit dem linken Stick funktionieren, profitieren von edgeFX somit nicht im Geringsten. Hier wäre etwas mehr Flexibilität sinnvoll gewesen.

Positiv

  • alternative Steuerungsmöglichkeit
  • Kompatibel zu allen Spielen
  • Durchdachte Ergonomie
  • Im Vergleich zu Maus + Tastatur bessere weil analoge Steuerung der Laufbewegungen

Negativ

  • Durch technische Beschränkungen kein echtes Maus-Feeling :(
  • Nur bei sehr wenigen Spielen sinnvoll verwendbar
  • Umständlich beim Ablegen
  • Funktionalität von Maus und linkem Analogstick nicht austauschbar
  • Vibration der Maus hätte wohl doch besser in die andere Controllerhälfte verlagert werden sollen

Fazit

Das Schlusswort fällt mir hier ein wenig schwer – ich hätte Splitfish und mir selbst sehr gewünscht, dass es besser funktionieren würde. Ist es für Konsolen-Egoshooter von Vorteil? Das würde ich schon noch sagen, mit genügend Gewöhnung kann man bestimmt seine Treffsicherheit erhöhen. Ist es die Offenbarung für Spieler, die eine Maussteuerung vom PC kennen? Definitiv nicht – im Gegenteil, es baut sich Frust auf, weil man das gewünschte, bekannte Mausgefühl nie erreicht.

Wer da von PC-Feeling auf der PS2 spricht, der hat wohl leider nicht so wirklich Ahnung von PC-Egoshootern. Das ist nicht mal die Schuld dieses Geräts, das ja in den Grenzen des technisch Machbaren das Optimum darstellt. Der alles entscheidende Schwachpunkt ist prinzipbedingt und trifft sicherlich alle ähnlichen Lösungen im gleichen Maße. Deswegen erwarte ich auch keinerlei grundlegende Verbesserung bei der kommenden PS3-Version namens fragFX.

Es wäre das absolute Paradies, wenn der Controller ganz einfach wie eine “echte” Maus-Controller-Kombination per USB funktionieren könnte und von jedem Spiel, bei dem es sinnvoll ist, unterstützt würde. Aber da sperren sich leider die meisten Konsolenentwickler – nur sehr wenige Titel bieten überhaupt Maussteuerung. Es besteht auch leider keine Aussicht auf Besserung, Haupt- und meist einziges Augenmerk ist der mitgelieferte Controller. Insofern nützt es letztendlich nichts: Egoshooter sind und bleiben auf dem PC deutlich besser aufgehoben.

Preis: 60€ – Vielen Dank an Cyberhaven für das Testexemplar!

2 Gedanken zu “Splitfish hat gehört

  1. Schöner Test Planet.
    Hätte mir mehr von diesem Ding erwartet. Es war ja fast klar, dass sich diese “Maus” an Ego-Shooter richtet. Interessant wäre es zu wissen, wie es sich bei Strategie Spielen verhält, aber von dennen gibt es einfach zuwenig für Konsolen.
    Wie du gesagt hast. Es ist und bleibt nur, eine andere Form für den DualShock, mehr ist technisch nicht möglich.

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