Kaum zu glauben, aber wahr: wir sind gesetzlich dazu verpflichtet, dafür zu bezahlen, Lügen und billige Manipulationen vorgesetzt zu kriegen. So geschehen am 22. Februar in der Sendung Panorama zum Thema “Morden und Foltern als Freizeitspaß – Killerspiele im Internet” (vollständiges Video auf Linkseite). Hochaktuell wird in der (Tot-)Schlagzeile auch das jüngst gekürte “Killerspiel” des Monates aufgegriffen: Sie [die Spiele] heißen “Final Fantasy”, “Der Pate” oder “Call of Duty“. Ihr Ziel ist immer gleich: Menschen jagen, foltern, töten.
Da steckt auch schon die erste freche Behauptung drin, in keinem der genannten Spiele (und auch keinem mir bekannten legal erwerblichen) kann man Menschen oder andere Wesen foltern. Aber wenn man keine Fakten hat, dann erfindet man sich eben welche. Das macht man dann halt so: man interviewt einen eSports-Clan geschlagene fünf Stunden lang, entnimmt dem ganzen aber nur wenige Szenen und rückt diese auch noch absichtlich in ein falsches Licht. Spieleszenen hat ausschließlich die Redaktion beigesteuert, in einer wird stumpf und völlig sinnlos auf eine bereits “tote” Gegnerfigur am Boden geschossen. Dann wird nach einem Schnitt einer der Interviewpartner eingeblendet, wie er lächelnd vor dem Computer sitzt. Nach eigener Aussage hatte dieser sich da aber gerade über ein Mitteilung per Headset amüsiert – wie gesagt, die Spielszenen kamen nicht von den Clanspielern.
Später werden Szenen aus dem Spiel Grand Theft Auto: San Andreas gezeigt, genauer gesagt einer Modifikation davon namens Hot Coffee, die extra heruntergeladen und installiert werden muss, und man findet sie auch garantiert nicht beim Hersteller des Spiels selbst. Es wird dabei von Panorama behauptet, dass Ziel dieses Spiels sei es, möglichst viele Frauen zu vergewaltigen – untermalt wird dies durch das Einspielen des Nirvana-Lieds Rape Me.
Das ist kompletter Mumpitz und an Absurdität kaum noch zu überbieten! Denn insbesondere diese Modifikation ist eigentlich so ziemlich die normalste Aktion, die man im Spiel überhaupt durchführen kann! Im eigentlichen Spiel geht es darum, eine Gangsterkarriere zu durchlaufen, mit Überfällen, Schutzgelderpressung, Prostitution, Autodiebstahl, Drogenhandel, Mord und so weiter. In der Modifikation kann man sich dann mit Frauen treffen, mit ihnen in ein Restaurant ausgehen und sie wieder nach hause bringen. Wenn man dies ein paar mal artig gemacht hat, darf man anschließend auf ein Schäferstündchen reinkommen. Dies wird in einem Minispielchen mit relativ primitiver Grafik (eigene Spielfigur behält die Klamotten an, die Frau besitzt eher Schaufensterpuppencharme) und plumpen Animationen vollzogen. Harmloser geht es kaum. Panorama verteidigt sich damit, dass sie angeblich eine Modifikation der Modifikation gezeigt haben, bei der man eben doch vergewaltigt – nur scheint diese niemand außerhalb der Redaktion zu kennen…
Jegliche Kritik prallt an der Redaktion wirkungslos ab. Die Kommentarfunktion wurde nach kurzer Zeit abgestellt, Hinweise auf die Verstrickung von wirtschaftlichen Interessen des wichtigsten “unabhängigen” Experten werden als absurd dargestellt. Die Beschwerde beim Presserat wird wohl auch im Sande verlaufen, weil dieses Instrument zur Selbstregulierung ein zahnloser Tiger ist…
Zum Abschluss möchte ich nur noch mal einen kleinen Gedankenanstoß geben: wenn bei dieser Thematik so leicht nachweisbar manipuliert wird, kann man da ruhigen Gewissens annehmen, dass bei allen anderen Berichten in dieser und ähnlichen Sendungen stets 100% wahrheitsgemäß berichtet wird?