Anziehungskräfte

Als ich noch ein junger Springinsfeld war, spielte ich (mal alleine, mal mit Freunden) auf dem Amiga. Dabei hatte es uns ein Spiel besonders angetan. Dieses habe ich per Zufall in einer Freeware-Sammlung gefunden – und das war damals noch nicht so einfach mit Google und dann schwupps herunterladen, nein, nein! Damals gab es Reihen von Public-Domain-Disketten, Fred Fish könnte dem einen oder anderen älteren Semester noch ein Begriff sein. Von einer solchen Reihe haben wir uns dann ausgedruckte Listen mit kurzen Beschreibungen von Disketteninhalten zuschicken lassen, und jeder hat sich ein paar Flachscheiben ausgesucht, die wir dann für ein paar Mark bestellten. Dann mussten wir hoffen, dass die Disketten tatsächlich brauchbare Programme oder gar spaßige Spiele enthielten, und ab und zu wurden wir mit echten Perlen belohnt.

Eine davon – wenn nicht sogar die dickste – war Turbo Raketti. Ein Gravitationsshooter für zwei Spieler im Splitscreen, mit wechselbaren Waffen, pixelgenauer Kollisionsabfrage, perfekter Steuerung, Rennkursen, komplett in… Finnisch!?! Aber die Sprache war keine große Hürde, schnell hat man alle Optionen herausgefunden, und bald war uns auch klar, dass voitit Sieg und hävisit Niederlage hieß. Nach ein wenig mehr Stöbern auf den Listen fanden wir sogar den Nachfolger: Turbo Raketti II, welcher in allen Belangen eine Verbesserung darstellte. Dieses Video stammt von der offiziellen Seite, wo man das Spiel auch noch gratis herunterladen kann – es ist zwar unspektakulär, aber es reicht für einen kurzen Einblick.

Bloß war dem Amiga nicht der endgültige Siegeszug in der Spielemaschinenwelt vergönnt, und somit haben wir jahrelang nach einem würdigen Nachfolger auf einem moderneren Spielsystem gesucht, damals bevorzugt dem PC. Aber was wir auch fanden, es hatte immer irgendwelche gravierenden (hah!) Mängel – sei es die Steuerung, die instabile Bildrate, oder schlicht fehlernder Spaß.

Nun freue mich wie ein Schnitzel auf ein Spiel, welches vor einer Weile für PS3 und PSP angekündigt wurde: Gravity Crash. Es handelt sich um einen PlayStation-Network-Titel, also zum Herunterladen, und es soll wohl noch dieses Jahr erscheinen (einen genauen Termin gibt es aber noch nicht). Was ich bisher davon gesehen und gelesen habe, lässt mich wundern, ob die Entwickler nicht früher auch Turbo Raketti gespielt haben.

Etwas später im Trailer wird kurz etwas vom Multiplayer gezeigt, diesmal bis zu vier Spieler. Laut den Entwicklern wird das Spiel jederzeit mit 60 Bildern pro Sekunde laufen, pixelgenaue Kollisionsabfrage besitzen und auch Rennen bieten. Zudem gibt es einen interessant aussehenden Singleplayer-Modus und einen Level-Editor. Ich habe durchaus Hoffnung, dass Turbo Raketti II endlich einen würdigen Erben erhält. :D

Tanken gefährlicher denn je!

Hat einer von euch in den letzten Wochen eine Tankstelle besucht, eventuell sogar getankt? Handelte es sich dabei vielleicht um einen Tankautomaten? Und ist durch den ekelhaft hohen Spritpreis der Gesamtbetrag über 71 Euro gerutscht? Falls ja, dann könnte es sein, dass ihr jetzt Computerbetrüger seid!

Nein, das ist kein Witz, das ist wirklich passiert! Da hat doch glatt eine Frau eines Tages einen solchen Tankautomaten (völlig korrekt) bedient, und herausgefunden, dass überhaupt nichts von ihrem Konto abgebucht wurde. Der Fehler lag im Computersystem, so dass Beträge zwischen 71 und 80 Euro schlicht nicht richtig verarbeitet wurden. Also hat sie diesen Tankautomaten zu ihrem Lieblingszapfplatz erkoren und insgesamt 33 scheinbar kostenlose Tankfüllungen verfahren.

Als das Ganze dann aufflog, waren die Juristen des OLG Braunschweig erst einmal ratlos. Man wollte diese Frau nicht straflos davonkommen lassen, aber leider gab es kein Gesetz, wogegen sie verstoßen hätte! Es war kein Diebstahl, kein Betrug (sie hat den Automaten stets wie vorgesehen bedient), keine Unterschlagung (entschied die Vorinstanz), kein Hack (sie hat das Programm schließlich weder geschrieben noch beeinflusst). Also entschied das OLG, dass es sich um Computerbetrug nach §263a StGB handelt. So soll mit Hilfe von “rechtswidrig erlangtem Wissen” eine “Beeinflussung durch unbefugte Einwirkung auf den Ablauf eines Datenverarbeitungsvorgangs” stattgefunden haben.

Tanken muss man doch irgendwann mal, sofern man ein Auto benutzt. Und Kontoauszüge kriegt man nicht selten mit der Post. Und *schwupps* hat man sich rechtswidrig Wissen zugelegt, nur weil man die Kontoauszüge auch mal angesehen hat? Und das Einschieben einer Bankkarte samt Eingabe der PIN stellt nun plötzlich eine unbefugte Einwirkung auf den Ablauf eines Datenverarbeitungsvorgangs dar?

Hier werden Gesetze verdreht, bis das gewünschte Ergebnis vorliegt. Das stärkt nicht gerade das Vertrauen in die Justiz. Meiner Meinung nach hätte man eine schlichte Nachzahlung der fälligen Beträge fordern müssen! Eine Entschuldigung für das Fehlverhalten des Automaten wäre auch keine schlechte Idee gewesen. Aber das Strafgesetzbuch dermaßen zu vergewaltigen, anscheinend aus Frust über die fehlende gesetzliche Regelung, ist eine unglaubliche Frechheit.

Willkommen zuhause, Rumble!

*bzzzt* *bzzzt*

Das scheinbar Unmögliche ist geschehen – die Gebete von unzähligen Spielern wurden erhört – Sony hat sich mit Immersion geeinigt und die jahrelangen Patentstreitigkeiten beigelegt! Damit ist jetzt von rechtlicher Seite dem Vibrieren von Gamepads auf Sony-Konsolen keine Hürde mehr in den Weg gestellt.

In der gemeinsamen Pressemitteilung wird von baldiger Entwicklung von fortschrittlicher Rütteltechnologie für aktuelle Sony-Geräte gesprochen. Aber Achtung: es ist noch kein konkretes Gerät angekündigt! Man kann also noch nicht mit Gewissheit sagen, wann und in welcher Form dieses Abkommen für die PS3 Früchte tragen wird – vorerst bleibt alles beim Alten und auch unsere kommenden Geräte rüttellos.

Meine Vermutung sieht so aus: Sony wird irgendwann später im Jahr ein neues Pad als Zubehör herausbringen, welches neben den SIXAXIS-Sensoren auch noch die passende moderne Rüttelei von Immersion beinhaltet. Dann hat man die Wahl zwischen dem leichten “normalen” SIXAXIS und dem wahrscheinlich etwas teureren, mit Sicherheit etwas schwereren SIXAXIS Tremor (Name frei erfunden). Ein offizielles Ansteck-Zubehör halte ich für unwahrscheinlich, weil neben der Handlichkeit die Stromversorgung problematisch wäre.

Die Zukunft sieht langsam aber sicher immer besser aus. Und sollten sich die Gerüchte bewahrheiten, was Sony nächste Woche auf der Game Developer Conference an Neuigkeiten zu bieten hat, dann wage ich zu sagen: Sony ist wieder voll auf Kurs.

Wir müssen zahlen für feiste Lügen

Kaum zu glauben, aber wahr: wir sind gesetzlich dazu verpflichtet, dafür zu bezahlen, Lügen und billige Manipulationen vorgesetzt zu kriegen. So geschehen am 22. Februar in der Sendung Panorama zum Thema “Morden und Foltern als Freizeitspaß – Killerspiele im Internet” (vollständiges Video auf Linkseite). Hochaktuell wird in der (Tot-)Schlagzeile auch das jüngst gekürte “Killerspiel” des Monates aufgegriffen: Sie [die Spiele] heißen “Final Fantasy”, “Der Pate” oder “Call of Duty“. Ihr Ziel ist immer gleich: Menschen jagen, foltern, töten.

Da steckt auch schon die erste freche Behauptung drin, in keinem der genannten Spiele (und auch keinem mir bekannten legal erwerblichen) kann man Menschen oder andere Wesen foltern. Aber wenn man keine Fakten hat, dann erfindet man sich eben welche. Das macht man dann halt so: man interviewt einen eSports-Clan geschlagene fünf Stunden lang, entnimmt dem ganzen aber nur wenige Szenen und rückt diese auch noch absichtlich in ein falsches Licht. Spieleszenen hat ausschließlich die Redaktion beigesteuert, in einer wird stumpf und völlig sinnlos auf eine bereits “tote” Gegnerfigur am Boden geschossen. Dann wird nach einem Schnitt einer der Interviewpartner eingeblendet, wie er lächelnd vor dem Computer sitzt. Nach eigener Aussage hatte dieser sich da aber gerade über ein Mitteilung per Headset amüsiert – wie gesagt, die Spielszenen kamen nicht von den Clanspielern.

Später werden Szenen aus dem Spiel Grand Theft Auto: San Andreas gezeigt, genauer gesagt einer Modifikation davon namens Hot Coffee, die extra heruntergeladen und installiert werden muss, und man findet sie auch garantiert nicht beim Hersteller des Spiels selbst. Es wird dabei von Panorama behauptet, dass Ziel dieses Spiels sei es, möglichst viele Frauen zu vergewaltigen – untermalt wird dies durch das Einspielen des Nirvana-Lieds Rape Me.

Das ist kompletter Mumpitz und an Absurdität kaum noch zu überbieten! Denn insbesondere diese Modifikation ist eigentlich so ziemlich die normalste Aktion, die man im Spiel überhaupt durchführen kann! Im eigentlichen Spiel geht es darum, eine Gangsterkarriere zu durchlaufen, mit Überfällen, Schutzgelderpressung, Prostitution, Autodiebstahl, Drogenhandel, Mord und so weiter. In der Modifikation kann man sich dann mit Frauen treffen, mit ihnen in ein Restaurant ausgehen und sie wieder nach hause bringen. Wenn man dies ein paar mal artig gemacht hat, darf man anschließend auf ein Schäferstündchen reinkommen. Dies wird in einem Minispielchen mit relativ primitiver Grafik (eigene Spielfigur behält die Klamotten an, die Frau besitzt eher Schaufensterpuppencharme) und plumpen Animationen vollzogen. Harmloser geht es kaum. Panorama verteidigt sich damit, dass sie angeblich eine Modifikation der Modifikation gezeigt haben, bei der man eben doch vergewaltigt – nur scheint diese niemand außerhalb der Redaktion zu kennen…

Jegliche Kritik prallt an der Redaktion wirkungslos ab. Die Kommentarfunktion wurde nach kurzer Zeit abgestellt, Hinweise auf die Verstrickung von wirtschaftlichen Interessen des wichtigsten “unabhängigen” Experten werden als absurd dargestellt. Die Beschwerde beim Presserat wird wohl auch im Sande verlaufen, weil dieses Instrument zur Selbstregulierung ein zahnloser Tiger ist…

Zum Abschluss möchte ich nur noch mal einen kleinen Gedankenanstoß geben: wenn bei dieser Thematik so leicht nachweisbar manipuliert wird, kann man da ruhigen Gewissens annehmen, dass bei allen anderen Berichten in dieser und ähnlichen Sendungen stets 100% wahrheitsgemäß berichtet wird?

Nichts ist härter als die Wahrheit

Wir sind blog!

Wo wir gerade zuvor noch beim Thema Bild-Zeitung waren: hier ist ein Web-Fundstück für alle, die nur mal so gelegentlich in die Bild-Zeitung schauen, natürlich niemals selber kaufen, höchstens mal von jemandem ausleihen, oder kurz mal online reinschauen. Das nimmt ja doch eh keiner ernst, oder? Ist ja nur zur Unterhaltung, außerdem ja auch manchmal ganz interessant, nicht wahr? Oder ist es vielleicht doch etwas mehr?

Mit einem Klick auf das obige Bild landet ihr im BILDblog, der sich mit den kleinen Ungereimtheiten, Seltsamkeiten und Anekdoten bis hin zu den schlichten Lügen der Bild beschäftigt. Insgesamt gibt es bisher 1290 Beiträge, aber nur, weil es die Seite erst seit 2 Jahren gibt… :)

Und wie schon im vorigen Blogeintrag erwähnt, sind die Erfindungen der Bild bei weitem nicht immer nur Spaß, gelegentlich betten sie sich als Pseudo-Wahrheit in das kollektive Erinnerungsvermögen ein. Bild ist die meistzitierte Zeitung und so werden die Halb- oder kompletten Unwahrheiten oft wiederholt, und stete Wiederholung macht aus der Lüge eine Wahrheit. Kunstdiamanten können mit bestimmten Herstellungsmethoden härter sein als natürliche, und nur der Fachmann kann sie auseinanderhalten… ;)

Aber hey! Eines kann die Bild wirklich unbestritten gut: Werbespots :D