Da haben wir es mal wieder geschafft, eine weitere Schicksalswahl ist überstanden. Schicksalswahlen nennt man solche, die entscheidende Richtungsweiser für die Zukunft darstellen sollen. Aber das ist auch mal wieder nur Gelaber, denn schauen wir uns die Richtung, in die der Wähler gewiesen hat, einfach mal im Detail an. Ich betrachte jetzt mal nur die Zweitstimmen 2010, 2005 gab es nur eine Stimme:
Die stärksten Zugewinne hat die Partei der Nichtwähler, mal wieder. Sie hat inzwischen mehr Anhänger als eine gedachte große Koalition aus CDU und SPD! Die FDP hat auch nur sehr wenig dazugewonnen – schlimm genug, aber 0.1 Prozentpunkte klingen schon viel besser als die 0.6, die ohne Berücksichtigung der Nichtwähler überall verkündet werden. Und die SPD hat nach dem Rekordtief 2005 nochmal knapp 3 Prozentpunkte abgegeben, das konnten auch die erstarkten Grünen nur gerade so ausgleichen.
Man kann also, ohne sich selbst in die Tasche zu lügen, nur annehmen, dass die Richtung lautet: “Keine Ahnung wohin, aber nicht dort hin, wo ihr hin wollt!”. Aber, wie erwartet, füllen sich die Taschen dann doch. Die SPD feiert ausgelassen, dass sie ausnahmsweise mal weniger verloren hat als die CDU. Die FDP erkennt laut Interview gestern das klare Signal zu mehr Einigkeit in der Bundespolitik – also nicht etwa weniger Gesetze, die die Interessen der Bevölkerung mit Füßen treten, sondern mehr sind gefragt, logischerweise.
Lustig fand ich auch die Aussage der SPD, dass es zwar undenkbar sei, eine Koalition mit der Linkspartei einzugehen, aber dass man davon ausgeht, dass in allen wesentlichen Punkten die Linkspartei für die Anträge einer rot-grünen Regierung stimmen würde. Also wenn man inhaltlich auf einer Linie mit jemandem ist, den man gerne Verfassungsfeind schimpft, ist das immer noch kein Anlass, den Denkapparat mal wieder zu entstauben?
Naja, eine erfreuliche Nachricht noch zum Schluss: in der Altersgruppe von 18 bis 29 haben die Piraten 7% der gültigen Stimmen erreicht. Insgesamt gab es knapp 120.000 Stimmen (0,9%), damit sind sie die sechststärkste Partei in NRW.