Die PlayStation 4 kommt

PS4
Wer Tech-Medien auch nur am Rande verfolgt, hat es bestimmt schon mitbekommen – am 20. hat Sony auf einer eigens dafür angesetzten Veranstaltung offiziell die PS4 angekündigt und ein paar Infos und Demos gezeigt. Diese fand pünktlich um Mitternacht hiesiger Zeit statt und ich bin auch extra dafür aufgeblieben, um sie live im Stream zu verfolgen. Die wichtigsten Details, falls noch nicht bekannt, findet ihr hier zusammengefasst. Meiner Auffassung nach war es eine gelungene Präsentation, und ich war doch einigermaßen positiv angetan von dem, was ich dort sah – auch wenn nicht jeder im nächtlichen Chat überzeugt war, so waren doch überwiegend erfreute Stimmen zu hören. Am nächsten Tag wagte ich einen Blick ins Netz, und ich würde jetzt gerne sagen, dass mich einige negative Reaktionen überrascht hätten, aber da bin ich wohl unter anderem schon von den Anfängen der PS3 her abgestumpft. Deswegen (und weil Ehrich mich so lieb fragte ;) ) dachte ich mir, schreibe ich einfach mal meine subjektive Beurteilung zu dem, was dort zu sehen war. Zu lesen durch einen kleinen Klick (und schnellem Herunterscrollen zum Fazit, hihi)…

Die Konferenz

Es fing mit einem kleinen Appetizer-Video an, in dem begleitet von bombastischer Musik einige Highlights der PlayStation-Historie und einige markige Sprüche verarbeitet wurden, nett gemacht und nicht zu lang. Es folgten zwei einen Tick zu lange und trockene Reden, aber so etwas konnte man wohl erwarten – zum Glück hat sich später der Anteil an Geschwafel meist in Grenzen gehalten. In der zweiten Rede, vom Systemdesigner Mark Cerny, wurde aber auch gleich die größte und vielleicht einzige echte Überraschung offenbart – 8 GB Hauptspeicher im aktuell schnellsten GDDR5 Format. Die meisten technischen Daten waren vorher schon bekannt, und es war immer definitiv die Rede von 4 GB. Viele Spieler werden mit dieser Zahl nichts anfangen können, aber ich garantiere euch, das war die beste und wichtigste Information des ganzen Abends für die Langlebigkeit und Flexibilität der Konsole. Der eine oder andere Entwickler hat mit Sicherheit feuchte Augen dabei bekommen. Es lässt auch genügend Raum für Systemfunktionen, wo z.B. die PS3 ständig ermüdend nachladen musste, soll das Menü bei der PS4 bei Bedarf sofort erscheinen. Auch soll man nebenbei z.B. den Webbrowser benutzen können, um mal kurz etwas nachzuschlagen, ohne das Spiel verlassen oder zu einem anderen Gerät greifen zu müssen.

Anschließend wurde der neue Controller gezeigt – eine konsequente Weiterentwicklung der Vorgängermodelle, und dann ging es auch optisch zur Sache. Es wurden Techdemos und Spiele gezeigt, durchweg sauber in der Darstellung und teils sehr beeindruckend. Auch wenn es sich oft um filmische Sequenzen handelte und nicht immer klar wurde, wie dabei echtes Gameplay aussehen soll, zeigten die definitiven Echtzeit-Sequenzen sehr viel Potential und einen ordentlichen qualitativen Sprung von der PS3, den ich persönlich so deutlich nicht erwartet hätte. Zumindest noch einmal für diesen kommenden Generationssprung wird man die Unterschiede wieder ohne zur Lupe greifen zu müssen klar und deutlich erkennen können. Auch wenn jüngste PS3-Titel wie zum Beispiel The Last of Us (Achtung: etwas rabiat) extrem gut aussehen, spielen sie nicht in der gleichen Liga.

Die Cloud im eigenen Haus

Als nächstes kam David Perry zu Wort, dem Gründer von Gaikai, bekanntlich von Sony vor einigen Monaten für nicht wenige Taler aufgekauft. Er sprach ausführlich darüber, wie diese Technologie dazu genutzt wird, die Welt der PlayStation über die Grenzen der gleichnamigen Geräte hinaus zu erweitern. Das war keine Überraschung, ebenso dass die PS4 nicht zur PS3 abwärtskompatibel sein wird. Das ist technisch einfach völlig unmöglich, außer man baut quasi eine PS3 gleich mit ein – mit diesem Ansatz hat man nicht immer die besten Erfahrungen gemacht, und er wäre diesmal technisch komplizierter und teurer denn je gewesen. Mit Hilfe von Streaming wird man aber in die Lage versetzt, diese Brücke zu schlagen, ordentliche Bandbreite vorausgesetzt. Das war keine Überraschung, genau das habe ich von der Sekunde an erwartet, seitdem ich von oben verlinkten Deal las.

Was aber durchaus überraschte, ist, dass diese Technologie auch noch auf deutlich vielfältigere Weise genutzt wird. Die PS4 (und andere Geräte) werden nämlich nicht nur über die Cloud von irgendwelchen Sony Servern streamen, sondern es geht auch zum Beispiel von Konsole zu Konsole. Die PS4 wird dann zum Gaikai-Server und Freunde können so mit ihrer PS4 über das Internet zusehen, kommunizieren und sogar kurz die Steuerung übernehmen, wenn der andere mal nicht weiter kommt. Man kann also quasi zusammen rumhängen und miteinander spielen, ohne die eigenen vier Wände zu verlassen, das gibt Internetfreundschaften komplett neue Dimensionen. Auch kann man, sofern man eine PlayStation Vita besitzt, mal eben kurz die Bildschirmausgabe und die Controllerfunktion auf das Taschengerät umlenken, einfach so mittendrin, wie es auch bei manchen Wii U Spielen gehen soll. So etwas war sehr umständlich und nahezu unspielbar auch schon mit einer Hand voll Spielen auf der PS3 möglich, die neue Technik macht es erst richtig sinnvoll und es funktionierte im Live-Demo auch gut spielbar. Noch eine technische Verteilmöglichkeit wurde nur erwähnt und nicht gezeigt: man kann ein Smartphone oder Tablet als Zweitbildschirm bei manchen Spielen nutzen (z.B. für Karten), so ähnlich wie Microsofts Smartglass. Hoffentlich funktioniert es besser und wird besser genutzt, aber immerhin wird jede Möglichkeit angeboten, die verschiedenen Geräte der Spieler zu vernetzen und zu nutzen.

Sozial wie noch nie

Es wurde die ganze Zeit über sehr auf die Möglichkeiten der sozialen Interaktionen gepocht, bereits der Controller trägt dem Rechnung, denn er hat nun extra dafür einen Share-Knopf. Dazu muss man wissen, dass die Konsole jederzeit die letzten paar Minuten des Spiels aufzeichnet, so dass man, wenn man mal einen richtig coolen Moment im Spiel gehabt oder etwas extrem gut geklappt hat, dies auch mit anderen teilen kann. Ein Klick auf den Share-Button, und man kann einen Ausschnitt wählen, der anschließend im Hintergrund hochgeladen wird – in der Präsentation direkt auf Facebook, hoffentlich wird man da in der finalen Version noch etwas flexibler. Man kann damit sein Spiel auch live sharen, an Freunde (siehe oben) oder über den Webservice UStream (hoffentlich später auch Twitch). Herkömmliche Screenshots kann man auch verteilen, aber das wirkt angesichts der neuen Möglichkeiten etwas altbacken. :) Jeder kann so ohne weitere technische Hilfsmittel Let’s Plays und Video Guides erstellen, und zwar in Top-Qualität! Bleibt nur zu hoffen, das Sony die Videos auch noch zur Nachbearbeitung am Computer lokal abspeichern lässt, schien in der Vorabsoftware noch nicht möglich.

Es gab noch weitere Social-Funktionen wie erweiterte Spielerprofile mit diversen Funktionen zur Kommunikation und zum zusammen Spielen. Auch wird es dort wohl Integration von bestehenden Netzwerken geben, aber das Ganze wurde nur angerissen und man muss abwarten, was da am Ende heraus kommt. Außerdem soll die Konsole wohl die Spielgewohnheiten des Spielers erkennen und ihm so angepasste Vorschläge für Käufe im PSN anbieten – wer z.B. nie Sportspiele spielt und stattdessen Action bevorzugt, soll auch entsprechende Spiele zu Gesicht bekommen, wenn er shoppen geht. Das geht sogar so weit, dass die Konsole im Hintergrund Spiele vorlädt, die eventuell wahrscheinlich gekauft werden könnten. Das lässt sich hoffentlich abdrehen, denn irgendwann ist jede Festplatte voll und ich möchte selbst bestimmen, wann was heruntergeladen wird. Schön ist, dass man Titel, die man als Download kauft, schon spielen kann, bevor sie fertig herunter geladen sind. Der Kern des Spiels und die ersten Level werden zuerst geladen, und der Rest kommt während man schon los legt.

Unglückliche Momente

Es gab auch ein paar Dinge, die weniger gut liefen. So zum Beispiel stößt es vielen übel auf, dass niemals ein Gerät gezeigt wurde. Das Design ist offenbar noch nicht fertiggestellt, und im Grunde genommen ist ein Plastikkasten doch auch nicht wirklich sooo wichtig, oder? Holzig war auch der Auftritt der Bungie-Jungs gegen Ende. Vier Leute hoppeln auf die Bühne, werden allesamt namentlich aufgeführt und begrüßt, dann erzählt ein einziger kurz etwas und alle traben wieder davon. Das wirkte wie gewollt aber nicht gedurft. Oder die Ankündigung des Final-Fantasy-Schöpfers, der – ganz ganz wichtig und spannend und mit viel gedachtem Trommelwirbel – lediglich darauf hinwies, dass die E3 interessant werden könnte. Oder auch der Auftritt von Media Molecule, die in ihrem Auftritt einer selbsternannten Liebeserklärung für den Move-Controller widmeten. Anschließend kam ein etwas wirrer Live-Musik-Gig eines mit Move gesteuerten (und angeblich auch modellierten) Puppentheaters – jedoch blieb völlig unklar wie es erschaffen oder gesteuert wurde, oder ob es dann von MM eine entsprechende Software für die Spieler geben soll. Aber alles in Allem gab es bei der ersten Präsentation der PS3 schlimmere Patzer (Giant Enemy Crab anyone?) und es lief weitestgehend professionell und rund.

tl;dr

Zusammenfassend kann man sagen, die Hardware hat sehr viel Power. Bei der Software hat Sony gezeigt, dass sie aus früheren Schwächen gelernt haben und nicht wie jeher ein abgeschottetes System hinstellen wollen, welches jegliche Gewohnheiten der neuzeitlichen Kundschaft ignoriert. Sony hat auf die Spieler gehört, und möchte der aktuellen Zeit Rechnung tragen. Auch haben sie auf die Entwickler gehört, und haben das Gerät an deren Bedürfnisse angepasst. Sie tun alles Mögliche dafür, dass das Gerät eine lange Lebensdauer haben kann, obwohl sich die Zeiten stark geändert haben und dies weiter tun werden. Die PS4 schafft IMHO den Spagat zwischen den Vorteilen von Spielkonsolen allgemein und der nötigen Modernisierung. Die Konferenz hat den Grundstein gelegt, und bis zum Erscheinen des Geräts am Ende des Jahres ist nun Zeit, über konkrete Spiele, das finale Design des Gehäuses, Preise und alles weitere zu sprechen, jeweils zur richtigen Zeit. Vieles davon wird sich mit Sicherheit auf die E3 im Mai konzentrieren, ich harre gespannt der Dinge.

Ein Gedanke zu “Die PlayStation 4 kommt

  1. Sehr schön geschrieben Planet, sehr informativ mit allen was man wissen muß, natürlich und nichts geschöhnt alles auf den Punkt gebracht! :daumenhoch:

    Am Ende auch gut festgehalten das das Event der Grundstein war für eine neue Äre der Playstation Konsolen!
    Fand ich echt klasse zu lesen, solltest Moderator werden! :)

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