Videospiele sind besser als Computerspiele

OK, zugegeben, ein wenig grob pauschalisiert ist diese These schon. Und bestimmte Genres funktionieren auf dem PC schon besser, so ist für Egoshooter sicherlich Maus und Tastatur wesentlich besser geeignet als ein Gamepad. Dafür gibt es meiner Meinung nach jede Menge äußerst interessante Spiele ausschließlich auf bestimmten Konsolen, bei PC-Spielen reizen mich hingegen nur sehr wenige. Aber auch, wenn man jetzt mal unabhängig vom konkreten Spiel die Rahmenbedingungen betrachtet, hat die Konsole etliche Vorteile. Und damit meine ich nicht nur, dass man sich dabei bequem aufs Sofa fletzen kann, anstatt aufrecht im Chefsessel zu sitzen, wie man es schon den ganzen Tag über auf der Arbeit getan hat.

Wenn man mit dem PC ein neues Spiel spielen möchte, muss man folgende Schritte durchlaufen:

  1. Scheibe einlegen
  2. Installation anfangen
  3. Installation wieder abbrechen und erst mal genügend Platz auf der Partition freischaufeln
  4. Installation noch einmal anfangen
  5. warten
  6. Spiel starten
  7. Nachdem das Spiel gemeldet hat, dass es die Original-DVD nicht finden konnte, weil der Kopierschutz sich nicht mit dem Laufwerk verträgt, Patch für das Spiel suchen, herunterladen und installieren
  8. Spiel wieder starten
  9. Anfangen zu spielen
  10. Wieder zurück ins Hauptmenü gehen und die Grafikdetails einstellen
  11. Schritte 9 und 10 wiederholen, bis es flüssig läuft und dennoch einigermaßen gut aussieht, eventuell auch noch einmal später im Spiel, wenn mehr auf dem Bildschirm los ist
  12. Weiterspielen
  13. Spiel wieder abbrechen, weil das Gamepad nicht erkannt wird – dieser Adapter für PS2-Pads funktioniert halt komischerweise nur, wenn er (USB zum Trotz) auch beim Booten eingestöpselt war, hätte ich doch lieber den anderen gekauft…
  14. Rechner neu starten
  15. Spiel wieder starten
  16. Spielen

Auf einer Konsole sieht das dann so aus:

  1. Scheibe einlegen
  2. Spielen

Dabei habe ich noch etliche andere Details weggelassen, die PC-Spieler häufig plagen. Man kann nämlich noch von Glück sagen, wenn der nicht selten gleich zum Start benötigte Patch (für welches Problem auch immer) überhaupt schon verfügbar ist. Dann sollte man eventuell laufende Hintergrundprozesse oder Browserfenster mit Flashanimationen tunlichst noch abschießen. Und dabei hat sich das Prozedere in den letzten Jahren erheblich erleichtert, z. B. musste man früher mit inkompatiblem DirectX-Versionen kämpfen, die vom Spiel ungefragt auf die Platte geknallt wurden. Oder man musste zwingend ein Tool installieren, damit die Spiele nicht immer den Röhrenmonitor auf flimmerige 60 Hertz umschalten. Und, so kann ich gleich mal prophezeien: das Ganze wird in den nächsten Jahren mit der Einführung von Windows Vista als Spieleplattform wieder komplizierter werden.

Dazu kommt noch die Hardwareproblematik – ist das Spiel recht neu, kann man es eventuell auch mit noch so viel Mühe nicht so einstellen, dass es flüssig läuft. Dann muss mehr Speicher oder eine bessere Grafikkarte her, und wer schon mal einen PC aufgerüstet hat, der weiß, dass dies nicht so unkompliziert ist, wie man meinen könnte. Da verträgt sich der neue Speicher nicht mit dem alten und man hat nichts gewonnen, da findet man keine Grafikkarte mit vernünftigem Preis-/Leistungsverhältnis, weil man noch AGP hat oder man kriegt keine schnellere CPU, die noch in dem alten Mainboard läuft. So wird es dann doch wieder ein ganzes Aufrüstpaket – au weia, schon wieder mehr ausgegeben als geplant. Als Konsolenspieler kauft man sich alle 4-6 Jahre ein neues Gerät und hat Ruhe! Ein Spiele-PC hingegen, der seit 2 Jahren nicht mehr aufgerüstet wurde, ist für aktuelle Spiele so gut wie unbrauchbar.

Und lasst es euch ja nicht einfallen, die alten Spiele in einem Anflug von Nostalgie noch einmal hervorzukramen. Schon mal versucht, ein 10 Jahre altes PC-Spiel zu starten? Meistens hat man keine Chance, das zum Laufen zu kriegen, oder wenn es läuft, dann gerne mal im Zeitraffer, so dass man durch einen Tastendruck in einem Sekundenbruchteil 100 Meter weit läuft und nur vor eine Wand nach der anderen knallt. Und dann kommt ein Gegner und es steht schneller Game Over dort als man gucken kann. Es gibt ein paar nette Tools, mit denen man alte Spiele manchmal wieder vernünftig zum Laufen kriegt, oder manchmal finden sich Fans von den alten Spielen, die das eigentliche Programm komplett neu schreiben, um damit die alten Spiele unter neuester (oder gar exotischer) Hardware zum Laufen zu kriegen. Aber das ist Fummelarbeit, nichts für Computerlaien und auf die gesamte Spielebibliothek bezogen ein Glücksspiel.

Bei Konsolen ist es wesentlich einfacher, die meist sehr kompakte Hardware irgendwo im Schrank zu lagern – wer macht so etwas mit seinen alten PCs? Oder zum Beispiel die PlayStation: die hat ja mittlerweile mehr als 11 Jahre auf dem Buckel. Meine ist leider vor einigen Jahren kaputt gegangen, deswegen spiele ich meine PS1-Spiele (problemlos) auf der PlayStation 2. Und im März erscheint ja bekanntlich die PlayStation 3 – man wird sie, nach der Geschichte seiner Vorgänger zu urteilen, auch noch in 10 Jahren im Laden kaufen können – und siehe da: es laufen darauf mit sehr wenigen Ausnahmen sämtliche Spiele der PlayStation 1 (und 2) genau so, wie sie es auf ihrer eigentlichen Konsole taten. Das ist nur ein Grund, warum Konsolenspiele einen recht hohen Wiederverkaufswert haben, während kaum jemand bereit ist, für 5 oder mehr Jahre alte PC-Spiele überhaupt noch Geld zu bezahlen.

Konsolenspiele sind einfach perfekt an die Hardware angepasst, laufen weitestgehend flüssig oder gar perfekt und sehen trotzdem gut aus. Beim PC kriegt man immer nur Screenshots zu sehen, in denen sämtliche Details und Bildverbesserungsmaßnahmen eingeschaltet sind – spielen tut man natürlich nicht mit solchen Einstellungen, es soll ja schließlich flott laufen, aber theoretisch sieht es besser aus! Dass es natürlich für PC und jede Konsole auch reichlich Gurken gibt, die schlecht aussehen und mies laufen, ist klar, es werden hier nur die Toptitel betrachtet.

Und während man auf dem PC für eine hübschere Grafik in aller Regel auch die Hardware aufrüsten muss, bekommt man auf der Konsole die optischen Verbesserungen quasi geschenkt! Die unveränderliche Plattform ermöglicht es den Entwicklern, auch noch das letzte aus der Hardware herauszuquetschen, weil man diese nach 3-5 Jahren einfach in- und auswendig kennt. Was heutzutage auf der PS2 läuft, geht technisch darüber hinaus, was man ihr vor 5 Jahren zugetraut hätte. Vergleicht man aktuelle Spiele mit den Frühwerken, wohlgemerkt welche, die für damalige Verhältnisse sehr gut aussahen (“drop dead gorgeous“), liegen Welten dazwischen, auch wenn das erst in Bewegung so richtig deutlich wird. Also bleibt man auch in diesen 4 bis 6 Jahren nicht auf dem selben Niveau stehen und hat immer was zu staunen, obwohl logischerweise die größten Verbesserungen erst mit dem Konsolenwechsel kommen.

Und die Gesamtheit der Spieler (zumindest der Käufer) ist offensichtlich der gleichen Ansicht wie ich: während 2006 der Umsatz an Computerspielen lediglich 0,57% zunahm, sind im selben Zeitraum die Videospielverkäufe um 11% gewachsen! Das ist zum Abschluss auch noch ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl an die Musikmafia: hier “verschwindet” “euer” Geld, nicht bei den “Raubkopierern”! Die Menschen können nicht mehr Geld für die eine Sache ausgeben, ohne in andere Sache weniger zu investieren. Jedenfalls nicht, ohne mehr Geld für Konsum zur Verfügung zu haben, und das verhindert seit etlichen Jahren unsere Regierung recht erfolgreich.

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