Tja, jetzt ist es soweit. Seit Ende letzten Jahres wird über den Gesetzentwurf diskuttiert, nun ist es durch den Bundestag und wird am 1. Juni in Kraft treten: Das Jugendschutzgesetz wird erweitert und die sogenannten Killerspiele werden verboten. Und damit sind alle Spiele gemeint, die “besonders realistische, grausame und reißerische Gewaltdarstellungen und Tötungshandlungen beinhalten, die das mediale Geschehen selbstzweckhaft beherrschen“. Sie sind dann automatisch indiziert, ohne, dass jemals ein Indizierungsverfahren stattgefunden hat. Darüber hinaus müssen die USK-Logos auf den Spielepackungen und -medien deutlich vergrößert werden. Geht einfach mal in die Spieleabteilung und prüft nach, ob diese heutzutage wirklich so leicht zu übersehen sind! Ich finde, man kann sie gar nicht übersehen, außer, man hat 5 Dioptrien und die Brille zuhause vergessen.
Anfang des Jahres haben ich und ein paar andere betroffene Erwachsene überlegt, was man dagegen tun könnte. Da fiel vielen sofort die Möglichkeit ein, das zuständige Mitglied des Bundestages anzuschreiben. Schließlich bieten sie alle eine E-Mail-Adresse für uns Bürger an, und darüber hinaus gibt es noch Seiten wie Abgeordnetenwatch, auf denen Politiker Stellung zu Bürgerfragen nehmen. Klingt doch nach einem tollen Plan, wenn nur genug Leute ihre Bedenken äußern, werden sie sicher wahr genommen. Aber dann schlug die Realität zu.
Ich fragte auf Abgeordnetenwatch mein MdB, Sigmar Gabriel, mit dem ich ja schon zuvor persönlich über das Thema gesprochen hatte, ob ich mich denn jetzt auf sein Wort verlassen könne, und er gegen das Gesetz stimmt. So eine Frage muss von Abgeordnetenwatch natürlich erst mal geprüft werden, bevor sie für alle sichtbar wird. Doch als Antwort erhielt ich lediglich einen Auszug aus dem Standard-Antwortkatalog für Abgeordnetenwatch-Moderatoren (sinngemäß): “Ihre Anfrage ist offenbar Teil einer Kampagne, und Kampagnen unterstützen wir nicht, deswegen können wir ihre Frage hier nicht veröffentlichen“. Eine Bekräftigung der Rechtmäßigkeit meiner Anfrage wurde schlicht ignoriert.
Und wie sieht es mit den direkten E-Mail-Adressen der Abgeordneten aus? Dort erhielt jemand anderes eine Absage von einem Mitarbeiter des zuständigen Abgeordneten (sinngemäß): “Ihre Anfrage ist offenbar Teil einer Kampagne, und Kampagnen unterstützen wir nicht, deswegen können wir ihre Frage nicht an den Herrn Abgeordneten weiterleiten“. So viel zum Thema Bürgernähe und Transparenz. Entweder wird man mit einer Einzelmeinung als Sonderfall abgetan, auf den man leider nicht speziell Rücksicht nehmen kann, oder man wird als Teil einer Kampagne schon von vornherein abgelehnt.
Aber immerhin wird einem die Lösung der Problematik auch gleich mit angeboten: ab dem 1. Dezember wird die Wertgrenze für den zollfreien Import aus dem Ausland von derzeit €22 auf €150 angehoben. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit drastisch, dass ein Paket, welches man zum Beispiel hier, hier, hier oder hier bestellt hat, wochenlang beim Zoll herumliegt, bevor man es gegen saftigen Aufschlag irgendwann endlich in Empfang nehmen kann, wenn überhaupt. Dass der US-Dollar gerade mal noch 65 Eurocent wert ist, macht die Spiele oft sogar noch billiger, als wenn man sie hierzulande kauft. Nicht selten sind die Spiele sogar auf Deutsch, falls das jemand braucht – wer mit dem Englischen Probleme hat, dem kann ich Foren nennen, wo man das im Einzelfall nachfragen kann, falls es schon jemand importiert hat. Und nicht zuletzt sind diese Spiele dann auch gleich unzensiert, das Blut tatsächlich Rot (manche Kinder gucken ganz erstaunt, wenn sie sich schneiden, und es quillt nicht grüne sondern rote Flüssigkeit hervor). Dazu sollte man wissen, dass Spiele für die PlayStation 3, die PSP und natürlich auch der PC regionalcodefrei sind. Das bedeutet, dass z.B. US-Spiele auch auf einer Europa-Konsole laufen, was u.a. bei der PlayStation 2 noch nicht der Fall war.
Also, ich empfehle jedem, das Internet dazu zu nutzen, die Hürden des kleingeistigen deutschen Gesetzgebers zu umschiffen! Jugendschutz, der primär die Rechte der Erwachsenen beeinträchtigt, ist keiner. Diese Maßnahme wird überhaupt nichts an der Perspektivlosigkeit der Jugendlichen in Deutschland ändern.